August 2014 - Fahrt durch das Rondanegebirge, Norwegen

 

Montag, der 11. August 2014

Fahrttag! Lange ist es her, dass man das schreiben konnte! Die letzte Fahrt liegt nun schon 6 Jahre zurück. Und nun dies: Vater und Sohn (dieser mittlerweile auch Pfadfinder im BdP Stamm Oberon) ziehen gemeinsam gen Norden.

Für Felix wird es eine der ersten Fahrten überhaupt werden. Seine erste Auslandsfahrt auf jeden Fall. Gestern wurde gepackt. Das ganze zusammengetragene Material passte hervorragend in die beiden Rucksäcke. Mit 13 kg (Felix) und 22 - 23 kg (ramses) werden wir nicht zu viel tragen.

Um 5 Uhr klingelt der Wecker. Aufstehen, für mich die letzte Dusche (Felix hat das schon gestern Abend erledigt) und Frühstück. Gegen 6:15 Uhr holt uns dann mein Vater ab, um uns nach Frankfurt zum Flughafen zu bringen. Abschied zu Hause von den Mädels. Bei wechselhaftem, aber warmen Wetter und beginnendem Sonnenschein geht es los. Wir kommen auch gut und schnell voran. Kein Stau auf der A3, zum Glück.

Irgendwann gegen 8:30 Uhr sind wir am Flughafen, Lufthansa Terminal 1 und können einchecken. Ab hier nur noch mit Handgepäck. Eigentlich soll der Flieger nach Oslo um 10 Uhr starten. Nach dem Check in und kurz vor Abflug gibt es allerdings technische Schwierigkeiten und der Kapitän teilt uns mit, das Flugzeug so nicht fliegen zu können. Wir sitzen auf glühenden Kohlen. In Oslo wird unser gebuchter Anschlusszug nicht auf uns warten.

Tatsächlich müssen wir das Flugzeug wechseln, komplett mitsamt Gepäck, das bereits im Flugzeug verladen war. Die Zeit schreitet voran. Wir sehen vor dem geistigen Auge den Osloer Zug schon abfahren... Mit geschlagenen 2 h Verspätung heben wir dann endlich ab. Nur, wenn in Oslo am Flughafen Gardermoen alles schnell klappt, haben wir noch eine Chance. Zum Glück braucht der Flieger nur 1:35 (h:min) für den Flug, das spart.

Felix freut sich, ist dies für ihn doch der 3. Flug überhaupt. Außerdem bekommt er vom Personal eine Bravo Sport zu lesen und vom Rollfeld aus sehen wir den "Siegerflieger" mit dem die dt. Fußballnationalweltmeistermannschaft vor ein paar Wochen von Brasilien nach Hause geflogen wurde.

In Oslo dann haben wir Glück. Das Gepäck kommt vollständig an, wir finden Bahnsteig 1 schnell, wo der Zug Richtung Trondheim ankommen soll und ich habe dann noch 20 min Zeit, um schwedisches und englisches Geld zu wechseln und für Felix Rosinenbrötchen und etwas zu trinken zu kaufen. Dann ist der Zug pünktlich da und hat erst einmal eine 1/4 h Verspätung, da mit der Polizei irgend eine Situation zu klären ist.

Wir nehmen es noch gelassen, sind wir doch nahezu wieder im Zeitplan. Im Zug ist es warm. Trotz lediglich 21 °C Außentemperatur in Oslo schafft die Klimaanlage keine anständigen Temperaturen. Irgendwann kurz vor Moelv stehen wir dann auf freier Strecke ziemlich lange. Man teilt uns mit, dass auf der gesamten Strecke bis Ringebu die Stromversorgung zusammengebrochen sei und alle Züge stehen. Nach endloser Warterei geht es dann irgendwann weiter.

Aber nur bis Moelv. Hier ist erneut Ende. Kein Strom. Wir warten im Zug, wir warten vor dem Zug. Nichts tut sich. Immer wieder Ansagen der Zugbesatzung, dass es noch dauern würde. Die Passagiere bleiben recht gelassen. NSB bemüht sich, Taxis und Busse für eine Weiterfahrt zu organisieren, aber da zur Zeit viele Züge unser Problem teilen, ist es schwer und dauert lange dies zu erreichen.

Endlich irgendwann ein Bus. Alles stürmt nach vorne. Wir schaffen es, für unsere Rucksäcke Platz zu bekommen und können tatsächlich einsteigen und fahren los. Draußen warten noch mehrere Busladungen, die zumindest jetzt nicht weiter kommen. Glück gehabt. In Ringebu können wir dann wieder in den Zug umsteigen und fahren auch fast direkt nach Einsteigen ab.

Das Wetter verschlechtert sich zusehends. Es wird kälter (bis 13 °C) und wir fahren immer wieder durch Regen. Mit 3,5 h Verspätung sind wir dann kurz nach 21 Uhr in Otta. Von hier aus zum Campingplatz gelaufen (1,5 km). Über uns Wolkenlücken im Abendsonnenlicht. Unten bereits letztes Licht des Tages.

Am Platz am Fluss (dauerrauschend) können wir für 100 NOK das Zelt aufstellen, räumen ein. Essen unserer Notverpflegung Brot und Käse, da wir ja nicht mehr wie geplant in Otta einkaufen konnten. Dann gegen 22:30 Uhr schlafen wir.

Koordinaten Zeltplatz: 61.77196° nördlicher Breite und 9,51127°östlicher Länge.



Dienstag, der 12. August 2014

Das heutige Tagwerk beginnt gegen 6:20 Uhr, nachdem ich ab 5:30 Uhr bereits wach war und für den gestrigen Tag Logbuch geschrieben habe. Zunächst werden die campingplatzeigenen Möglichkeiten einer warmen Dusche genutzt, danach packen wir zusammen. Das Wetter ist nicht schlecht. Die Nacht über war trocken, das Zelt hat innen kein Kondenswasser angesetzt. Wir laufen in das Stadtzentrum von Otta und setzen uns vor ein Lebensmittelgeschäft, das gegen 9 Uhr öffnet.

In der Wartezeit besorge ich noch Benzin an der örtlichen Statoil - Tankstelle. Wieder zurück wird eingekauft. Für 2 Brötchen, eine Milch und einen Schokoaufstrich bezahlen wir nur 2 NOK! Irgendwie muss die Kassiererin, wir sind die ersten Tageskunden, einen Pfadbon erwischt und abgerechnet haben. Mit unserer Beute ziehen wir ein paar hundert Meter weiter vor den Bahnhof und frühstücken erst einmal im Sonnenschein.

Gegen 9:45 Uhr dann mir dem Bus Abschied von Otta, das wir auf der kurvenreichen Serpentinenstraße noch das eine oder andere Mal im Tal liegen sehen können. Felix ist begeistert, freut sich darüber, dass die Fahrt und Wanderung jetzt los geht und ist beeindruckt von frei lebenden Schafen und der Baumgrenze, die wir bei Mysusaeter passieren. Der Bus bringt uns auf eine Art Hochplateau vor dem Rondanegebirge bis nach Spranget, einem Parkplatz am Ende der befahrbaren Straße.

Hier steigen wir aus und müssen uns erst einmal organisieren: der Wind ist stark, es sieht nach Regen aus und uns ist kalt. Na ja, wir sind hier auf knapp über 1060 m. Dann wandern wir langsam an in Richtung Nord-Nord Ost, der Fahrstraße zur Rondvassbu entlang. Rechts und links hügeliges Gelände, freie Fjellfläche mit Flechten, Moosen, Wacholder, niedrigen Polarweiden und Zwerkbirken. Es gibt immer wieder etwas Neues zu entdecken. Felix ist weiterhin guter Stimmung.

Aus Süd-Ost kommt der Wind und bringt immer wieder auch Regenschauer mit. Die Rondaneberge liegen in Wolken. Nach meinem Geschmack ist das hier und dort ein wenig viel Regen und der BW - Poncho wäre wohl die richtige Wahl. Irgendwann kommen wir auch tatsächlich nicht mehr drum rum. Dann tauchen die Hütten der Rondvassbu in der Ferne auf. Aber wie das so ist mit Hütten im Fjell, der Weg zieht sich dann doch noch. Doch gegen 12 Uhr kommen wir an und sind bislang schon 100 Höhenmeter gestiegen.

Hier ist das Wetter deutlich schlechter. Immer wieder regnet es auch kräftig. Und man kann sich nirgendwo gescheit unterstellen. Wir stellen die Rucksäcke in den Eingangsbereich der Trockenhütte, später ein den Vorraum der Rezeption. Da bleibt das Material wenigstens trocken und wir können uns auch ein wenig aufwärmen. Von hier aus erkunden wir Toilette, Wasserstelle und Bootsanleger. Mit dem Boot wollen wir auch fahren, um 14 Uhr über den Rondvatnet bis zu seinem nördlichen Ende.

Ich kaufe dafür 2 Tickets. Dann haben wir noch so viel Zeit, um draußen im Regen zu kochen und Mittag zu essen. Gegen 14 Uhr regnet es sehr stark. Das Thermometer der Hütte zeigt winterliche Aussentemperaturen von 5 °C. Wir nehmen die Rucksäcke auf, ziehen die Ponchos an und gehen zum Boot, auf dem wir die einzigen Fahrgäste sind.

Da wir so nass sind, gehen wir nicht in den "Salon", sondern stehen am Heck und können so sehen, warum es hier einen Bootsverkehr, aber keinen Wanderweg am Ufer entlang gibt: es sind einfach zu steile Felswände rechts und links, die von den umgebenden Bergen herunterkommen, dem Svarthammaren auf der einen und dem Svartnuten auf der anderen Seite. Beeindruckende 700 Höhenmeter sehen wir hier über uns aufragen und auch immer wieder Wasserfälle.

Trotz des Wetters ist Felix´ Stimmung weiter gut. Am Nordende des Rondvatnet geht die Wanderung Richtung Norden zunächst im Regen weiter. Das Wetter bessert sich dann aber und wir können mit zurückgeschlagenem Poncho weitergehen. An einem Schneefeld steigen wir für eine "Schneeballschlacht" (drei Bälle) kurz ab. Der weitere Weg führt talaufwärts durch das Rondvassdalen auf typisch "T" - markiertem Fjellwanderweg über Steine, Bäche, Moose und an Seen vorbei.

Ein auf der Karte eingezeichneter See war tatsächlich verschwunden. Wir überlegen, wie wir morgen weitergehen und suchen uns dann ein Plätzchen für das Zelt. Wir finden ein ebenes, grasiges Plätzchen südwestlich des Digerronden mit bestem Blick auf den Rondslottet, ein beeindruckendes schwarzes Felsmassiv mit vergletscherten Stellen. Wir dürften jetzt knapp über 1300 m hoch sein.

Felix ist jetzt die Anstrengung anzumerken. Nach der letzten Flussfurt, die wir nur mit Mühe, Glück und Geschick ohne nasse Füße bewältigen konnten, läuft er nicht mehr rund und klagt vermehrt über muskuläre Probleme im Pomuskel beim Gehen mit Gepäck. Nun ja, jetzt ist Pause angesagt. Kaum beginnen wir mit dem Zeltaufbau, erwischt uns eine Regenböe. So werden unsere Sachen und auch das Zelt ein wenig feucht und nass.

Aber irgendwann ist auch das geschafft und wir sitzen im Zelt und organisieren und sortieren unser Material. Das Wetter hier ist weiter unschön. Immer wieder ziehen sehr heftige, zum Glück nicht lang andauernde Regenschauer über uns, wir haben weiter 5 °C Aussentemperatur und einen starken Wind, der das Zelt durchbläst. Im Zelt ist es knapp unter 10 °C kalt. Wir spielen Uno. Felix hat dabei eine Pechsträhne. Dann wird zu Abend gekocht, wieder aus den Vorräten und wieder bei Regen.

Felix freundet sich mit einer hier oben lebenden Schafherde an und wir nutzen zum ersten Mal den Katadyn - Filter zum Wasser machen (anstrengend). Gegen Abend kommt dann noch einmal die Sonne heraus und taucht den Lagerplatz in ein warmes Licht. Trotzdem bleibt es winterlich kalt. Wir machen uns schlaffertig und gegen 22 Uhr ist der Tag für uns vorbei.

21 Uhr: 5 °C aussen

Tagesleistung: 10 km gewandert + ca. 2 km durch Otta

Höhe: ca. 1280 m

Koordinaten Lagerplatz: 61.93858° nördlicher Breite und 9,81442°östlicher Länge.



Mittwoch, der 13. August 2014

Auch nachts immer wieder kurze Regenschauer und ein stetiger Wind, der vom Rondslottet auf unser Zelt weht. Felix schläft nicht sonderlich gut, ist ihm doch, je nach angezogenen Schichten, zu warm oder zu kalt. Gegen 7 Uhr heißt es Logbuch schreiben für den gestrigen Tag, gegen 8 Uhr dann Wecken und langsamer Start in den Tag. Ein Blick nach draußen verheißt nichts Gutes. Die Spitzen der Berge, die wir gestern trotz des schlechten Wetters zumindest teilweise noch sehen konnten, sind in tiefliegenden Nebelwolken verschwunden, aus denen immer wieder auch leichter Sprühregen fällt.

Erstes Babybreifrühstück: irgendwie schaffe ich es nicht, hier klümpchenfrei zu arbeiten. Sei´s drum. Felix ist irgendwann satt und überlässt es mir, den Topf zu leeren. Danach packen wir zusammen und sind gegen 10:15 Uhr wieder auf unsere Weg.

Dieser führt uns stetig talabwärts, folgen wir doch im Bergedalen dem Gebirgsfluss Bergedalsbekken auf seiner östlichen Seite. Anfänglich haben wir mit dem Laufen weniger Probleme, eher mit dem Wetter. Von hinten kommt eine Regenfront nach der anderen und wir wechseln ständig zwischen übergezogenem und verstautem Poncho. Teilweise unterschätzen wir die Schauer auch aus Faulheit und werden nass.

Die Ponchos sind aber auch blöd. Zwar schützen sie den Oberkörper und das Gepäck gut, aber die Beine werden ab dem Knie nass und vor allem, und das stört Felix sehr, hat man keine anständige Sicht mehr, weil die Kapuze zu groß ist und ständig ins Gesicht fällt. Bei einem der vielen nassen Steine unter unseren Füßen rutscht Felix aus und knickt mit seinem schwächeren Fuß um. Zu seinen Po- und Rückenschmerzen kommen so noch Probleme mit dem Fuß. Es hilft nichts, wir müssen weiter.

Im unteren Verlauf des Bergedalen kommen uns, wie auf einer Autobahn, zahlreiche Wanderer entgegen. Die müssen morgens von der Fjellhütte Dørålseter aufgebrochen sein. Irgendwann öffnet sich das Tal, wir verlassen den Lauf des Bergedalsbekken und wandern über eine weite Ebene in Richtung Dørålsåe, dem Gebirgsfluss, der durch das vor uns quer liegende Dørålen fließt. Eigentlich müssen wir ja in Richtung Süd-Ost weiterwandern. Aber um über den Fluß zu kommen, heißt es, einen nicht unbeträchtlichen Umweg in Kauf zu nehmen.

Eine Brücke über den Fluß gibt es nämlich erst kurz vor Dørålseter und so können wir die Ansammlung der Hütten gut erkennen. Hier unten im Talgrund gibt es richtige Bäume, vor allem Birken prägen den niedrigen Wald. Der Weg ist nass, immer wieder fließen Teile von Bächen auf unseren Pfad und wir müssen sehen, wie wir hier durch kommen. Felix hat einen Tiefpunkt. Ich versuche ihn, in ein Bundesliga - Gespräch zu verwickeln, was tatsächlich zur Ablenkung beiträgt.

Kurz hinter der Brücke endlich der Richtungswechsel, der uns wieder in unsere eigentliche Richtung führt. Auf einem ebenen Stück, die Sonne ist zwischen den Wolken durchgebrochen, überredet mich Felix zu einer Mittagspause mit Essen kochen. Das war die richtige Entscheidung! Die Sonne wärmt, wir können ausruhen und uns stärken. Das ist wichtig. Vor uns liegt nämlich das zumindest für mich anstrengendste Stück des Tages.

Zwar folgen wir dem Verlauf des Dørålsåe, aber es geht eben die meiste Zeit nicht über freie Fjellfläche, sondern durch niedrigen Wald und an den steil abfallenden Flanken des 1592 m hohen Skagsnebb vorbei. Der Weg führt immer wieder auf und ab und ist sehr nass, so dass man auch nicht einfach voran schreiten kann. Zudem lässt sich so nur recht ungenau sagen, wo wir eigentlich auf der Karte sind. Die 1:50000 Karte erweist sich im Gelände für eine Feinstandortbestimmung als zu ungenau.

Irgendwann reicht es dann, wir sehen uns nach einem Lagerplatz um und finden direkt am Ufer des wild rauschenden Dørålsåe einen perfekt ebenen und mit Moos gepolsterten Platz. Die Sonne scheint noch immer, der Wind weht auch noch und so bekommen wir das erste Mal auf dieser Fahrt das Zelt in Ruhe aufgestellt. Danach dann die üblichen "Lageraktivitäten": Ausruhen, Uno spielen (Felix holt auf), Spotten, Wasser aus dem Fluss machen: 3 + 2 Liter und der Versuch, Feuer zu machen.

Dieser scheitert mangels Brennholz kläglich. Wir beide sind platt, spüren alle möglichen und unmöglichen Muskelpartieen. Gegen 22:15 Uhr ist dann Schicht im Schacht bei ausgehendem Licht.

Im Zelt ca. 9 °C gegen 22 Uhr

Tagesleistung: 12,5 km gewandert

Höhe ca. 1120 m

Koordinaten Lagerplatz: 61.96409° nördlicher Breite und 9,72966°östlicher Länge.



Donnerstag, der 14. August 2014

Morgens um 7 Uhr: Zeit zum Logbuch schreiben. Felix schläft noch. Es scheint recht warm zu sein. Zumindest weht kein Wind, was dafür gesorgt hat, dass unsere Feuchtigkeit im Zelt kondensiert ist. Gegen 8 Uhr allgemeines Wecken. Heute sind wir mit Allem ein wenig langsamer, was aber auch daran liegt, dass ich die Gunst der Stunde ohne Wind nutze, um mich im Dørålsåe zu waschen, zumindest mit freiem Oberkörper und die Haare. Kalt, aber erträglich. Dann gibt es eine Garnitur frischer Wäsche, auch für Felix, der seine Wäsche auf das Putzen der Zähne beschränkt. Immerhin.

Frühstück: Babybrei in Erdbeere - Himbeere. Für mich eine neue Geschmacksrichtung: ist OK. Danach langsames Zusammenpacken. Dabei kommt uns auf dem Pfad eine mehrköpfige Wandergruppe entgegen. Danach geht es los. Zunächst noch ein wenig durch das Dørålen, vor allem aber bald durch Weidendickicht und Morast. Irgendwie haben wir den Weg verloren und müssen über Stock und Stein und durch dichtes Gestrüpp mehrere Moraststellen und Bäche passieren, bevor wir ihn wieder haben. Sehr anstrengend.

Danach dann die erste, recht schlauchige Steigung des heutigen Tages. Wir zweigen vom Dørålen ab in das Seitental zwischen dem beeindruckenden Vassberget (1855 m) und einem Ausläufer des Stygghøin mit 1655 m und steil abfallender Flanke. Irgendwann, nach etlichen kurzen Verschnaufpausen, haben wir dann die Höhe und halten sie, bzw. steigen leicht ab. Im Talkessel zwischen den beiden Bergen unter uns der 1266 m hoch gelegene Dørålvatnet. Auf einer kleinen Anhöhe an seinen Ufern machen wir Rast, trinken und essen unsere Müsliriegel.

Dann merkt man, dass die Luft auf einmal kälter wird und leichter Regen setzt ein, hört aber bald auch wieder auf. Weiter geht´s. Am anderen Ende des Sees können wir eine Hütte erkennen, der wir jetzt näher kommen. Am Ufer des Sees: Wollgrasfelder. Hinter dem See folgen wir dann dem Tal des namenlosen Zuflusses des Dørålvatnet bergan und das im BW - Poncho, hat es doch recht heftig angefangen zu regnen. Die Ponchos sind eine gute Zeltunterlage, aber für den Regen eigentlich echt ungeeignet.

Man sieht nichts, vor allem Felix hat dieses Problem wieder und obwohl der Poncho überall übersteht, bekommt man ab den Knien nasse Beine und das Wasser läuft in die Schuhe. Bei mir geht das noch. Bei Felix werden die Schuhe immer völlig nass. Dann verlassen wir das Tal und müssen wieder stärker steigen. Zum Glück endet der Regen vorerst und es gelingt uns mit unseren letzten Wasservorräten Mittag zu kochen. Danach steigen wir in allerschönstem Sonnenschein weiter die Flanke der Gråhøe hinan in Richtung Djupdalen und passieren so immerhin 1440 m.

Das Djupdalen präsentiert sich uns als wildromantisch und zerklüftet mit steil abfallenden Felsen auf beiden Seiten des Tals. Rechts von uns, an den Abhängen des Falketinden krächzen mehrere Raben und künden Unheil an: über dem Falketinden steht eine schwarze Wand. Der nächste dicke Regen ist gewiss. Wir können im weiteren Verlauf des Tales den Weg gut verfolgen. Die mühsam erklommene Höhe verlieren wir erst einmal wieder, um auf der anderen Seite des Djupdalsbekken eine Passhöhe zu erklimmen.

Es beginnt wieder zu regnen und vor uns flüchtet ein Adler in unsere Richtung dem Tal folgend. Wir steigen ab in die Schlucht und bis zum Fluss, den wir zu queren haben. Auf der anderen Seite beginnt dann der steile Anstieg in strömendem Regen. Wir passieren auf dem Anstieg einige Schneefelder. Irgendwann haben wir die Passhöhe auf etwa 1460 m Höhe. Es regnet weiter. Der Pfad führt ab jetzt bergab. Einen Kilometer wollen wir noch gehen und dann das Zelt aufstellen. Im Regen, das wird klasse!

An einem namenlosen Fluss, der vom Rondhaugen herabfließt, suchen wir nach einem passenden Lagerplatz und finden ihn auf einer kleinen Anhöhe. Zwar leicht schräg, dafür aber gut moosgepolstert. Der Regen lässt nach, es tröpfelt nur noch leicht und so können wir glücklicherweise in ein fast trockenes Zelt einziehen. Allerdings sind unsere Klamotten (Hosen und Schuhe) noch nass. Wir stopfen Felix Schuhe mit dem aus unerfindlichen Gründen noch mitgeführten Montags General - Anzeiger aus, die restlichen Seiten lese ich noch.

Felix hört MP3 und gemeinsam studieren wir die Karte. Mit Regen ist jetzt erst einmal Schluss. Sonne lässt die Temperatur im Zelt kurzfristig auf über 30 °C klettern. Sie ist allerdings nicht von Dauer und am Abend wird es wieder empfindlich kalt im Zelt und davor. Beim Abendessen merke ich, dass möglicherweise das Benzin knapp wird. Die zusätzlich vorgesehene Suppe fällt daher aus. Die Windrichtung hat sich gewandelt. Jetzt kommt ein kalter Wind aus Norden. Vor dem Zelt hat es gegen 21:30 Uhr 4 °C, im Zelt immerhin 8 °C.

Wir spielen noch ein paar Partien Uno und gegen 22:20 Uhr packen wir uns endgültig in die Schlafsäcke, nachdem ich Felix noch nicht einmal richtig dazu bringen konnte, das Zelt zum Zähne putzen zu verlassen.

Tagesleistung: 10,0 km gewandert

Höhe ca. 1350 m

Koordinaten Lagerplatz: 61.94162° nördlicher Breite und 9,56534°östlicher Länge.



Freitag, der 15. August 2014

Angesichts der heute noch zu wandernden Etappe von knapp über 6 km beeilen wir uns nicht mit dem Aufstehen. Zwar wird Felix, als ich gegen 8 Uhr mit dem Logbuchschreiben beginne, wach, dreht sich aber noch einmal um und döst mitsamt MP3 weiter. Das Wetter ist durchwachsen. Immer wieder sind Geräusche von Regentropfen zu hören, die auf das Zeltdach fallen. Gleichzeitig wird das Zelt aber zeitweilig auch von der Sonne beschienen. Gegen 9 Uhr gehe ich an unserem Gebirgsbach Wasser machen.

Das Pumpen dauert, nicht nur, weil ich neben den beiden Trinkflaschen auch noch den Topf für das Frühstück fülle, sondern weil der Katadyn - Filter extrem schwergängig ist. Zurück zum Zelt im nächsten Regenschauer. Dann Grießbabybrei. Auch der Kocher zickt, brennt nur selten mit klar blauer Flamme. Danach packen wir ein. Wir sehen ganz schön runter gekommen aus. Gegen 11:45 Uhr brechen wir im Sonnenschein auf, dem Tal des Kvannslådalsåe in seinem Oberlauf an den Anhängen des 1576 m hohen Rondhaugen folgend talwärts.

Aufgrund der Tatsache, dass es bergab geht und das Terrain gut zu gehen ist, kommen wir enorm schnell voran und sind nach knapp einer halben Stunde bereits an den Hütten der Kvannslådalsbue, die als private Jagdhütten zu dienen scheinen. Danach weiterer Abstieg und je tiefer wir steigen, desto deutlicher wird die Landschaftsveränderung. Waren die letzten Tage von schroffen Berggipfeln geprägt, durchwandern wir jetzt eine Hügellandschaft ohne charakteristische Punkte zum Navigieren.

Nur an Wegkreuzungen können wir auf der Karte bestimmen, wo wir überhaupt sind. Plötzlich stehen 5 Kühe vor uns! Offenbar wird das Land hier nicht nur als Weide für die Schafe genutzt. Weiter geht es bergab. Irgendwann sehen wir in der Ferne die ersten zu Høvringen gehörenden Häuser. Das Wetter hält sich ganz nett während der Wanderung, teilweise Sonne, teils leichte Bewölkung. Nach dickem Regen, wie gestern, sieht es zunächst nicht aus.

Dann haben wir ein Problem. Zu nah an Høvringen können wir das Zelt nicht aufschlagen. Genau die Position bestimmen können wir allerdings auch nicht. Zudem ist hier überwiegend dichtes Wacholderbuschwerk zu finden, was nur wenige gute Plätze ermöglicht. Außerdem ist Wasser hier Mangelware. Dann, an einem kleinen Bach mit recht schnell fließendem Gewässer ein nicht markierter Fusspfad Richtung Osten. Wir sind bereit sin Sichtweise der ersten bewohnten Hütte von Høvringen. Eigentlich mit schätzungsweise 300 - 400 m schon zu nah.

Zu allem Überfluss beginnt es zu regnen und der einzige passable Zeltplatz liegt auf einer kleinen Anhöhe wie auf dem Präsentierteller serviert. Aber es hilft nichts. Weiter können wir nicht mehr und zurück gibt es keinen geeigneten Platz. Also schlagen wir das Zelt auf und ziehen ein. Es ist noch deutlich vor 15 Uhr. Felix hat das Angebot abgelehnt, mit dem heutigen Nachmittagsbus schon nach Otta zu fahren und die Nacht auf dem Campingplatz zu verbringen. Er möchte lieber noch eine Zeltnacht im Fjell verbringen.

So richten wir uns ein. Ich reinige und fette den Wasserfilter, was die Arbeit beim Wassermachen erleichtert. Danach wird zu "Mittag" gekocht und Felix chillt im Schlasa beim MP3 - Gedudel, während ich schon einmal Logbuch schreibe. Am Rest des Tags passiert nicht mehr allzu viel: ich repariere den schwergängig gewordenen Katadyn - Wasserfilter, der danach funktioniert wie eine 1. Felix chillt durchgängig und das Wetter wird zusehends schlechter. Für das Abendessen muss ich sogar eine Regenpause abwarten.

Zwischendurch wird Uno gespielt. Dichte Wolken wohin man blickt, auch beim abendlichen Zähneputzen. Recht schnell ist es auch dunkel, so dass wir uns in die Schlafsäcke verziehen und ich auf Felix Frage noch erzählen muss, wie ich zu den Pfadfindern gekommen bin. Nebenbei gehen wir dann noch die Fahrten und Lager durch, an denen ich mit Stamm Romero und fahrtenschaft polaris teilgenommen habe. Dann ist Nachtruhe. Draußen immer wieder Regen. Das Zelt hält uns trocken und immerhin gegen 22 Uhr mit ca. 10 °C noch wärmer als draußen.

Tagesleistung: 6,5 km gewandert

Höhe ca. 1040 m

Koordinaten Lagerplatz: 61.90279° nördlicher Breite und 9,47964°östlicher Länge.



Samstag, der 16. August 2014

Regenschauer, Nebel, tief liegende Wolkendecke. Das kann ich heute früh gegen 7 Uhr sehen, als ich aus dem Zelt blicke. Die Häuser von Høvringen sind nicht mehr zu erkennen, nicht einmal das Haus, das uns am nächsten war. Der Nebel kriecht überall hinein. Zwar war die Nacht im Zelt trocken, aber die Luftfeuchtigkeit ist halt hoch und mit der Wärme im Schlafsack doch eher ungemütlich. Ich beeile mich, in die Gänge zu kommen. IN einer Regenpause koche ich den letzten Babybrei der Fahrt und lasse danach den Kocher kontrolliert das überschüssige Benzin verbrennen.

Danach geht es ans Einpacken, was unter den nassen äußeren Bedingungen nicht perfekt gelingt. Das Zelt muss z.B. nass eingepackt werden. Kurz vor 9 Uhr steigen wir dann die restlichen 2 km unserer Wanderung zur Høvringen Fjellstue ab. Hier warten wir bei andauerndem Nieselregen auf den Bus nach Otta, der aber erst deutlich später kommen wird. Den Gegenbus zur Smuksjøseter kommt allerdings nach kurzer Zeit und der Fahrer nimmt uns nach kurzem Überlegen auch mit. An der Endstation 1/2 h Aufenthalt. Es regnet. Wir stellen uns unter.

Hinter uns, in offener Garage, ein alter Ford - Oldtimer. Über uns ein bewohntes Schwalbennest. Dann geht es endlich nach Otta ins Tal. Etwa eine Stunde benötigt der Bus dafür. In Otta sortieren wir uns im Wartesaal des Bahnhofs, schließen das große Gepäck ein und gehen dann "shoppen": ein schönes Norweger - Messer von Helle für Felix und ein zweites Frühstück als Mittagessen, das wir dann auf dem Bahnhofsvorplatz zu uns nehmen. Bei wieder beginnendem Regen Warten auf den Bus des Lavprisexpressen Richtung Oslo.

Nach 13:45 Uhr sind wir dann auf dem Weg, sitzen direkt rechts vorne und vertreiben die Zeit mit Uno spielen. Felix geht in Führung. Gegen 18:15 Uhr sind wir dann am Flughafen Gardermoen, steigen in einen Shuttle - Bus um und fahren zum "Youth Hostel", das nichts anderes ist als ein Motel. Nach dem Einchecken wird das Zimmer bezogen, die nassen Sachen zum Trocknen ausgehängt, geduscht, zu Abend gegessen (Rest - Brötchen, Solo und Rindfleischsuppe, die in unserem Topf mit dem zimmereigenen Wasserkocher hergestellt wurde).

Danach telefonieren wir noch einmal mit der Heimat und schreiben Logbuch (ich), bzw. zappen durchs Norwegische Fernsehen (Felix). Irgendwann gegen 23 Uhr ist Schluss.

Tagesleistung: 2,0 km gewandert

Gesamte Wanderung mit Gepäck: 41,0 km.



Sonntag, der 17. August 2014

Letzter Fahrttag: gegen 6 Uhr klingelt der Wecker und zumindest ich stehe auf, gehe Duschen und mache mich dann ans Zusammenpacken der gestern noch ausgebreiteten Ponchos und des Zelts. Kurz vor 7 Uhr ist Felix immer noch nicht aus den Federn und mault ob der frühen Stunde. Aber es hilft nichts, wenn wir heute noch nach Oslo wollen, dann müssen wir langsam los. Kurz nach 7 Uhr gehen wir zum Frühstück, das nicht sonderlich toll ist. Um 7:45 Uhr fährt uns dann der Shuttlebus zurück zum Flughafen.

Dort können wir schon einchecken und sind so für den Rest des Tages das Gepäck los. Dann zum Bahnhof, wo gegen 8:40 Uhr der Zug nach Oslo abgeht. Kurz nach 9 Uhr in Oslo am Hauptbahnhof. Dichte Wolken, aber trocken, als wir die Tour durch die norwegische Hauptstadt starten. Über die Langkaigata am dt. Marineschiff "Bayern" vorbei zur Akershus Festung. Von hier erste Fotos in den Hafen und über die Stadt. Vor der Festung ein großes Kreuzfahrtschiff. Die Stadt ist überfüllt mit Asiaten.

Es fängt an, richtig zu regnen. Zu viel für unsere Jujas. Wir stellen uns unter und machen uns dann über die Kais der Pipervika zum Rathaus auf. Etliche Male war ich schon in der norwegischen Hauptstadt, aber nun betrete ich zum ersten Mal die große Rathaushalle, in der alljährlich der Friedensnobelpreis vergeben wird. Hier trockenen und wärmen wir uns ein wenig auf, bevor wir noch für die Mädchen norwegische Mitbringsel einkaufen.

Danach wird das Wetter besser und beim abschließenden Gang zum Schloss und über die Karl Johans gate zum Storting blitzt zeitweise die Sonne durch die Wolken. Danach müssen wir zurück zum Hauptbahnhof, essen noch bei Burger King und fahren dann um 12:54 Uhr zurück nach Gardermoen. Hier sitzen wir dann die restliche Zeit bis zum Abflug gegen 15:10 Uhr ab. In Frankfurt holt uns Pati ab, wir tauschen noch das restliche norwegische Geld um und fahren nach Hause.

Fahrt vorbei...

Die Zeltplätze der Rondanefahrt 2014 auf einer größeren Karte anzeigen

Alle hier angegebenen SPOT - Koordinaten wurden mit dem SPOT Satelliten Messenger per voreingestelltem mail - Text aber mit jeweils aktuellen Koordinaten des Aufenthaltsortes übermittelt. Eigentlich ist es nicht unsere Art, Werbung für Produkte zu betreiben und wir versichern, mit dem Anbieter nicht in einer Vertragsbeziehung zu stehen, aber dieses System ist absolut genial. Neben der Übermittlung der aktuellen Koordinaten über eine Satellitenverbindung in Echtzeit nach Hause, auch im weg- und mobiltelefonlosen Fjell, bietet der SPOT im Notfall eine Alarmierungseinheit, so dass man auch als Alleinfahrer Rettung rufen kann. Für solche Touren ist das sicherlich die erforderliche Versicherung, die man benötigt, wenn zu Hause die Familie wartet.

(c) 2014, fahrtenschaft polaris, autor: ramses

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