Svalbard - Geographie

Geologie, Kartographie, Geographie, Namensgebung

 

Namensgebung

Spitzbergen oder doch Svalbard?

Im deutschen Sprachraum wird die heute norwegische Inselgruppe zwischen Nordkap und dem Nordpol im Allgemeinen als Spitzbergen bezeichnet. Tatsächlich ist diese Bezeichnung jedoch nur der Name der Hauptinsel des Archipels. Hier ist er aufgrund der unüberschaubaren Vielfalt steil aus dem Meer aufragenden alpinen Bergketten, besonders an der Westküste, gerechtfertigt.

Im internationalen Sprachgebrauch, sowie in Norwegen selber heißen die Inseln Svalbard. Diese Bezeichnung stammt aus der Sprache der Wikinger und bedeutet "kalte Küste". Zumindest wird für das Jahr 1194 in isländischen Chroniken eine Eintragung "Svalbard fundinn" erwähnt. Neben der Hauptinsel Spitzbergen selber besteht Svalbard noch aus vielen kleineren und größeren Inseln. Am wichtigsten neben Spitzbergen, das früher auch Westspitzbergen genannt wurde, sind: Nordaustlandet, Edgeoya, Barentsoya, Prins-Karls-Forlandet. Im weiteren Sinne gehören auch noch die Kvitoya, Kong-Karls-Landet, Hopen und die Bjornoya zu Svalbard.

Auf diesen Seiten werden Svalbard und Spitzbergen als Synonyme für die gesamte Inselgruppe verwendet. Ist von der Hauptinsel die Rede, so wird dies gesondert erwähnt.

 

Kartographie

Kartographischen Abbilder der kalten Küste waren vor allem für die frühen Fänger (Wal und Robben) mit ihren Schiffen interessant. Gute Fanggebiete zu kennen, ansteuern zu können und Jahr für Jahr wiederzufinden war im wahrsten Wortsinne Gold wert. Hier eine Abbildung einer Karte aus dieser Zeit (1625) mit Zeichnungen des Alltags aus Wal- und Robbenfang.

Eine detaillierte kartographische Aufnahme von Spitzbergen gibt es erst seit etwa 100 Jahren. Damals führten Schweden und Russen im Rahmen eines Projektes zur Bestimmung von Größe und Form der Erde eine großangelegte Vermessung der Gegend rund um den Storfjord, die Hinlopenstraße und entlang der Westseite von Nordaustlandet bis zu den Inseln weiter im Norden durch. Erst 1906-07 begannen die Norweger mit der systematischen Aufnahme des Gebietes zwischen Kongsfjord und Raudfjord und später weiterer Landstriche.

Erst im Jahr 1936 konnten große Teile Svalbards fotographisch aufgenommen werden, so daß zum ersten Mal umfassendes, detailliertes Kartenmaterial auf Basis dieser Fotos zur Verfügung stand.

Mittlerweile stehen für den überwiegenden Teil des Territoriums Karten im Maßstab 1:50000 zur Verfügung, die für Wanderungen geeignet sind. Möchte man größere Gebiete abdecken und so ein wenig flexibler in seiner Routenauswahl sein, kann man auch auf gängiges Material im Maßstab 1:100000 zurückgreifen. Für die eigene Sicherheit sollte dabei klar sein, daß ein solcher Maßstab weniger Details zeigt als z.B. eine Karte im 1:50000er Maßstab.

Modernes Kartenmaterial von Spitzbergen zu erwerben ist, zumindest in Deutschland, auch heute noch mit Schwierigkeiten verbunden. Zwar können Landkartenhandlungen meist Übersichtskarten beschaffen, geht es jedoch darum, Kartenmaterial für eine Wanderung zu beschaffen, kommt man über diesen Weg nur sehr selten weiter. Wenn doch, dann dauert es ewig und die gelieferten Karten sind als Ladenhüter oft schon veraltet. Schnell, einfach und sicher ist dagegen der Weg über eine Direktbestellung beim Norwegischen Polarinstitut, das in der Regel auch Herausgeber der Karten ist. Hier wird aktuelles Material schnell ausgeliefert. Eine Bezahlung ist z.B. per Postanweisung, Kreditkarte oder Auslandsüberweisung möglich. Die gewünschten Karten kann man hier bequem am PC auswählen.
Kartenbestellung über das Norwegische Polarinstitut.


 

Geologie

Für die Geologie stellt Spitzbergen ein sehr interessantes Studienobjekt dar. Gesteine längst vergangener Erdzeiträume sind hier allgemein gut zugänglich. In vielen Teilen Spitzbergens herrscht hochalpines Gebirge vor, daher ja auch die Namensgebung. Die höchsten Erhebungen befinden sich auf der Hauptinsel mit dem Newtontoppen (1717 m) und dem gleich großen Perriertoppen. Beide Berge erheben sich aus dem aus unzähligen Berggipfeln und weiträumigen Gletscher bestehenden Atomfjell auf der Halbinsel Ny-Friesland im Nordosten. Im Gegensatz dazu finden sich weiter im Süden der Hauptinsel große Gebiete mit horizontalen Gesteinsschichtungen. Diese sind ursächlich für die für Spitzbergen ebenfalls typischen Tafelberge mit einer ebenen Hochfläche und steil aufragenden Flanken. Ein beeindruckendes Beispiel für diese Art von Bergen ist sicherlich der Tempelberg am Übergang des Sassen- in den Tempelfjord in Zentralwestspitzbergen.

Während seiner geologischen Geschichte lag das heutige Svalbard - Archipel die meiste Zeit unterhalb des Meeresspiegels. Dadurch kam es zu einer fast lückenlosen Sedimentation und Gesteine aus allen größeren geologischen Einheiten der Erdgeschichte sind zu finden. Dazu kommt, daß durch die wenigen Niederschläge und die Lage in arktischen Breiten kein Planzenbewuchs den Untergrund bedeckt und seine Untersuchung stört. Neben den alten Gesteinen aus der Erdgeschichte sind auch „jüngste“ geologischen Ereignisse in Zusammenhang mit der Eiszeit zu beobachten: Moränen, Talformen, fossile Strandwälle sind erst seit wenigen tausend Jahren eisfrei.

Hinzuweisen ist ebenfalls darauf, daß sich Spitzbergen nicht immer, so wie heute, im unzugänglichen und lebensfeindlichen arktischen Bereich befunden hat. Nach heutigen Erkenntnissen der Kontinentaldrifttheorie befand sich Spitzbergen im Devon südlich des Äquators und driftet seitdem in nörliche Richtung. So sind auch die vielen fossilen Funde zu erklären, wie z.B. Fische, Schalentiere und Pflanzen aus warmen Küstengewässern. Die obige Abbildung beschreibt die Wanderung Spitzbergens mit den erdgeschichtlichen Zeiträumen auf der x - Achse und der Angabe der geographischen Breite auf der y-Achse.

Die Geschichte der auf Svalbard gefundenen Gesteine reicht 3,2 Milliarden Jahre in die Vergangenheit zurück. Zur Basis gehören magmatische und metamorphe Gesteine, die während des Präkambriums bis zum Silur gebildet wurden, Das Material unterscheidet sich von dem der jüngeren Schichten dadurch, daß es durch Hitze und/oder Druck später verändert wurde und gefaltet ist. Die Periode mit dem größten Einfluß auf die Schichtbildung fand im Silur, während der Kaledonischen Faltung statt. Dabei kollidierten die großen kontinentalen Platten Laurentia (Kanada und Grönland) und Baltica (West- und Nordeuropa). In der Kollisionszone entstand das Kaledonische Gebirge. Gesteine aus der Wurzel dieses längst abgetragenen Gebirges findet man heute von Schottland über West-Norwegen und Ost-Grönland bis nach Svalbard.

Während des Devons, Karbons und Perm wurde vor allem das Kaledonische Gebirge eingeebnet und es entstanden Festlandsedimente, später gelangte das Gebiet unter den Meeresspiegel und Sedimentation setzte ein. Im Erdmittelalter war die große Zeit der Saurier gekommen, die auch auf Svalbard ihrer Spuren hinterlassen haben. Knochenfunde und Fußabdrücke (z.B. eines Iguanodons, siehe Abbildung) belegen dies. Erst zu Beginn des Tertiärs kam es wieder zu Krustenbewegungen, diesmal im Zuammenhang mit der Öffnung des Nordatlantiks. Grönland driftete nach Norden und drückte an die Westseite von Svalbard. Diese wurde hochgedrückt und heute findet man an der Westküste Spitsbergens die alten Gesteine der Basis wieder. Hinter der hochgedrückten Westküste, die der Erosion preisgegeben war, bildete sich ein weites Becken, das in der Folgezeit bis zu 4000 m Sediment aufnahm. Dieses tertiäre Becken dominiert den südlichen Teil Spitzbergens. Im Tertiär wurde mit den großflächigen Sümpfen, die später Torfschichten schufen, der Grundstein der heutigen Steinkohle in Longyearbyen, Barentsburg und Sveagruva, sowie Ny Alesund gelegt. Vulkanismus aus dieser Zeit wirkt sich mit bis zu 25 °C warmen Quellen am Woodfjorden oder Wijdefjorden auch heute noch aus. Am Ende des Tertiärs hatte Svalbard schon mehr oder weniger die heutige Form und Größe, doch die Modellierung der Landschaft mit ihren Bergen, Tälern und Fjorden fand hauptsächlich im Quartär statt.


 

Geographie

Spitzbergen ist eine Inselgruppe im Nordpolarmeer, zwischen dem 74. und 81. Grad nördlicher Breite, etwa 1000 km vom Nordpol entfernt. Zusammen mit der Bäreninsel bildet der Archipel den norwegischen Verwaltungsbezirk Svalbard. Mit einer Fläche von 61 723 km2 ist die Inselgruppe 1 1/2 mal so groß wie die Schweiz; mit den dazwischen liegenden Wasserflächen etwa zweimal so groß.

Im Norden zeigt sich das aus dem Meer aufragende Land breit, nach Süden hin spitz zulaufend. Das durch tief eingreifende Fjorde stark gegliederte Gebirgsland flacht nach Osten hin etwas ab. Der Südteil besteht aus einer tektonischen Mulde von Granit und anderen harten Gesteinen, die an den Rändern steil gestellt sind. Darin liegen Schichten der Jura- und Kreidezeit und sogar des Alttertiärs mit Kohlenflözen. Der Norden zeigt ein leicht zerteiltes und schräggestelltes mesozoisches Schollenland, im östlichen Teil von einer Rumpffläche überlagert. 60 % der Fläche Spitzbergens sind mit bis zu 100 Meter dickem Eis und Schnee bedeckt. Im Westen herrschen Talgletscher vor, die eine Vorstellung davon vermitteln, wie die Alpen während der Eiszeit ausgesehen haben können. Auf den niedrigen Tafelrändern des Ostens ist dagegen der norwegische Typ des Plateaugletschers verbreitet. Charakteristisch für spitzbergenser Gletscher sind rasche Vorstöße in wenigen Jahren, oft weit ins Meer hinaus, worauf dann wieder fast völliger Stillstand oder auch Rückzug für mehrere Jahrzehnte eintreten kann. Im Ganzen geht die Vergletscherung aber etwas zurück. Im Bereich der Gletscher wird die Landschaft entscheidend durch das Auftreten von Moränen geprägt, die erst seit ein paar Jahrzehnten oder Jahrhunderten an ihrem heutigen Platz zu finden sind.

Interessant sind sicherlich auch Phänomene, die durch das Vorhandensein des Permafrostbodens auf Spitzbergen verursacht werden. So ist der Boden fast überall gute 100 m tief das ganze Jahr über gefroren. Nur die oberste Schicht taut während des kurzen Sommers auf. Besonders auffällig erscheinen in diesem Zusammenhang die sog. Pingos (siehe Abbildung rechts), bis zu 50 m hohe Hügel in Tälern oder nahe bestehender oder früherer Gewässer. Das Innere des Pingos besteht aus Eis. Ähnlich einem artesischen Brunnen dringt hier Schmelzwasser aus höhergelegenen Gletschern unter die Dauerfrostbodenschicht und sucht sich, am Entstehungsort der Pingos, eine Schwachstelle, um wieder durch die Permafrostschicht durchbrechen zu können. Dabei gefriert das Wasser erneut zu einem nach oben drängenden Eisblock, der die Bodenoberfläche mit anhebt.

Flüsse und Bäche sind auf Spitzbergen nur saisonal auftretende Erscheinungen. Lediglich im Sommer gibt es auf Spitzbergen die Voraussetzung für fließendes Wasser. Ansonsten sind sie zu Eis erstarrt oder aber ausgetrocknet. Von Mai bis August kann in den größeren Tälern mit teils starker Wasserführung gerechnet werden, abhängig von der Schneeschmelze und den jeweiligen Tagestemperaturen. Reißende Wildwasser können entstehen, wenn es Ende Mai bis Mitte Juni rasch warm wird und die Schneeschmelze einsetzt. Auch Ende Juli noch können sehr warme Tage Hochwasser auslösen.