sammler, unser Weltfahrer, hat schon ein ungemeines Glück! Kaum ist er mit seiner schulischen Ausbildung fertig, kann er im Rahmen seines Studiums der "Nautik / Seeverkehr" an der FH Oldenburg, Fachbereich Seefahrt in Elsfleth schon für ein gutes halbes Jahr in die Welt aufbrechen.Für 26 Wochen wird er ab dem 19. August 2003 mit der Hansa Africa, einem Containerschiff der Reederei Leonhardt & Blumberg unterwegs sein. Dabei führt ihn die Route des Schiffes gut zwei Mal über Atlantik und Pazifik und wieder zurück: von New York durch den Panama - Kanal und dann weiter nach Japan und Korea, zwischenzeitlich auch mal wieder zurück nach Deutschland.
Notwendig ist diese Reise, um unter realistischen Bedingungen auf See die Bedingungen und die Arbeitsweise auf einem solchen großen Containerschiff kennenzulernen, bevor der Studienalltag an der FH startet. Deshalb ist ein Seepraktikum auch für die angehenden Studenten Pflichtbestandteil ihrer Ausbildung. Die Dauer des gesamten Studiums wird dabei 8 Semester betragen, 2 auf See für die praktische Ausbildung und noch eventuell 1 im Ausland. Der Abschluss dieses Studiengangs ist dann der Dipl. Ing. für Seeverkehr und schließt ein Befähigungszeugnis bzw. Kapitänspatent ein , welches dann aber noch für ca. 2 Jahre ausgefahren werden muß.
Auf dieser Seite werden wir versuchen, die Reise von sammler möglichst online nachzuvollziehen. Dazu stehen wir mit unserem Weltfahrer in regelmäßigem direkten Kontakt und werden die von ihm übermittelten Daten möglichst zeitnah online setzen. So soll ein elektronisches Logbuch dieser Weltfahrt entstehen. Ein wenig wehmütig blicken wir Zurückbleibenden hier in Deutschland auf die Möglichkeiten, die sich sammler nun bieten, wünschen ihm auf seiner Fahrt alles Gute und immer eine Handbreit Wasser unter dem Kiel! Da wir ihn und seine Begeisterung für Schiffe und das Meer schon lange kennen, denken wir, daß diese Fahrt für ihn ein wunderbarer Einstieg in den neuen Lebensabschnitt "Studium" darstellen wird.
Nach fast 3 Monaten einen Bericht zu schreiben wird schwer, besonders nach soviel Erlebnissen und neuen Erfahrungen. Wenn ich zurück denke an die ersten Tage nach dem Anmustern, hat sich doch schon viel verändert. Nicht nur in Bezug auf die vielen Erlebnissen und Geschehnissen auch in Hinsicht auf die Persönlichkeit, der Haltung gegenüber vielen Dingen und besonders dem kommen im Mikrokosmos Schiff.
In den ersten zwei bis drei Wochen war man sich ständig unsicher, welche Bereiche man betreten darf, was man machen kann und wo man besser die Finger von lässt. Mittlerweile hat sich das geändert. Ich kenne die Gegebenheiten auf dem Schiff, wo was für welche Arbeit zu finden ist und worauf zu achten ist. Wenn dennoch mal was unklar ist, sind die Offiziere oder Crewmitglieder sehr hilfsbereit. Ein Schiff ist sehr komplex, daher kommt es vor, dass Fragen die man selber nicht beantworten kann, auch von verschiedenen anderen Leuten nicht geklärt werden können. So muss man oft verschiedene Bereiche abklappern, bis man entweder einen gefunden hat, der damit schon mal was zu tun gehabt hat oder der wenigstens weiß wo es steht. Es gibt nämlich für alles, Vorschriften und Manuals, und selbst der Kapitän meinte mal: “Einiges muss man gar nicht genau wissen, man muss nur wissen wo es steht!“
Für den Alltag hier gibt es für mich zwei Einteilungen, entweder Dayworker oder Watchman. Also Arbeiter oder Wachmann. Dayworker war ich die ersten zehn Tage. Dann vom 1.Sept. bis zum 15.Sept. wurde ich 1.Wachgänger in der 04°°-08°°h Wache des 1.Offiziers, danach vom 15.-30.09 1.Wachmann der 08°°-12°°h Wache des 3.Offiziers, dann 2.Wachmann in der 00°°-04°° Wache des 2.Offiziers und nun 1.Wachmann beim 2.Offizier.
Als Dayworker arbeitet man von 08°°-17°°h, egal ob auf See oder im Hafen. Ist man erster Wachmann, geht man abends oder nachts 4h auf Wache und arbeitet dann an Deck, oder da wo die Aufgaben liegen, von entweder 08°°-12°° oder von 13°°-17°°, oder wie immer man es sich einrichtet. Im Hafen hat man 4h Ladungswache, 8h Ruhe, dann wieder 4h Ladungswache. Der zweite Wachmann arbeitet auf See wie ein, geht im Hafen aber gemeinsam mit dem ersten Wachmann Ladungswache. Die Wachmänner müssen bei Anlege- und Ablegemanöver auf die Brücke. Für mich heißt dies grundsätzlich Ruder gehen, also steuern, auf Anweisung der Offiziere, des Kapitäns oder der Lotsen. Das macht natürlich viel, fordert aber auch Konzentration und Aufmerksamkeit. Man muss stets aufpassen, welche Kommandos für einen bestimmt sind und das man sie korrekt ausführt. Im Hafen, bei Drift, Strömung, in begrenzten Fahrwassergebieten oder bei dichtem Verkehr gilt dies besonders. Ich hatte bisher das Glück das meine Wachen stets ins An- und/oder Ablegen gefallen sind. Gesteuert habe ich daher in Los Angelels, San Francisco, Tokyo, Osaka, Nagoya, Shimizu, Pusan, Kaoshiung, Charleston, Norfolk, New York. Ich bin eigentlich recht schnell sicher im Steuern geworden, so dass ich viel von den faszinierenden Panoramen mit bekomme. Doch dazu später.
Geht man nicht Ruder, hält man Ausguck und meldet Schiffe, nachts ist das ein besonders gutes Training für das Erkennen verschiedener Schiffe an Hand ihrer Beleuchtung. Für das Lotsenboot z.B. gibt es eine einfache Erklärung: weißer Schopf, rote Nase (weißes über rotes Licht), also die Lotsen sind immer voll. Lotsen an Bord bringen oder von Bord begleitet, bzw. die Lotsenleiter ausbringen, gehört auch zu den Aufgaben des Wachmanns, ebenso wie das Hissen und Einholen von Flaggen. Legt das Schiff dann an, kommt der Helsman, der Steuermann auf die Brücke. Dies ist ein erfahrener Matrose, der das Anlegemanöver übernimmt. Für mich heißt es dann auf die Manöverstation gehen, dem Forecastle, also vorne. Das ist für An- und Ablegemanöver die beste Station. Manchmal ist schon etwas vor Anlegen Stand-bye und dort vorne bekommt man einfach das meiste mit. Im Hafen, nach Ausbringen der Gangway, fangen die Ladungs- bzw. Entladungsvorgänge dann an. Als Wachmann, schaut man wo be- oder entladen wird und teilt dies per VHF dem Wachoffizier mit. Man öffnet die Verschlüsse der Ladelucken, damit sie vom Kran geöffnet werden können. Man spannt Sicherheitsleinen für die Hafenarbeiter, schließt Kühlcontainer an oder steckt sie aus und checkt die Lashings und Containerbefestingungen, die Twistlocks.
Soweit zur Arbeit im Hafen. Auf See gibt es da einiges mehr. Die erste Zeit, hab ich einige Grundlagen gelernt, Rostarbeit, Seilarbeit wie Spleißen (was ich eigentlich schon konnte), anstreichen oder Deck reinigen. Aber auch verschiedene Wartungs- und Reparaturarbeiten an Kränen, Winden, der Gangway und anderen Einrichtungen. Seit einem Monat nun mache ich mit dem 2. Offizier Sicherheits-relevante Arbeiten. Dabei nehmen wir uns verschiedene Einrichtungen vor: Rettungsringe, -inseln, und –boote, Bereitschaftsboot, Feuerspritzen und –schläuche, Feuerlöscher, Atemschutzgeräte, Hitzeschutzanzug und andere Schutzausrüstung, sogar die Co²anlage.Dieses Equipment wird kontrolliert, gewartet oder repariert. Die Arbeit ist recht vielseitig, da ich zum einen die Anwendung der Ausrüstung lernen kann zum anderen aber auch den detaillierten Aufbau und Platzierung an Bord. Sicherheit ist einer der wichtigsten, wenn nicht der wichtigste Punkt an Bord eines Schiffes, welcher sehr vielseitig ist und derzeit auch viel Aufmerksamkeit bekommt. Zu den Vorkenntnissen aus meinem Sicherheitsgrundlehrgang kommt hier vieles Neues dazu. Ich denke Sicherheitspraktische Dinge kann man nicht nur aus Büchern lernen, von daher ist das schon echt prima, dass wir das hier so intensiv machen.Jeden Samstag machen wir, wenn wir auf See sind einen Saftey Drill, dort werden diverse Notfälle simuliert. Feuer, Mann über Boot, Rettungsbootmanöver etc. Im Anschluss an die praktischen Übungen werden dann meist noch Erklärungen zu verschiedenen Noteinrichtungen gegeben. Bei den Safety Drills gibt man mir die Möglichkeit ebenfalls einen Part zu übernehmen, bisher war das der Rettungsbootdrill und das Notatemgerät. Nach den Drills müssen dann die benutzten Gegenstände gewartet werden, die Atemschutzgeräte werden überprüft, die Pressluftflaschen nachgefüllt usw. In dieser Hinsicht gibt es volles Vertrauen vom 2.Offizier und so wird es von mir und meinem Kollegen, dem anderen Kadett selber gemacht.
Auf der Brücke gibt es andere Aufgaben zu tun, neben Steuern und Ausschau halten, kann ich mich auf Navigation und Meteorologie konzentrieren. Zwei sehr tiefgehende Gebiete. Zu Navigation gehört nicht nur Arbeit mit Karte und Kompass, oder GPS, auch das erlernen der Kollisionsverhütungsregeln, des IALA-Betonnungssystems, die Lichter verschiedener Schiffe oder der Umgang mit verschiedenen Handbüchern und Tabellen ist ein Bestandteil. Vor Häfen lege ich meist die Lotsenhandbücher zurecht und schaue mir die wichtigsten Daten an, wie Erreichbarkeit des Lotsendienstes, also ob 24h und auf welchem Kanal, wo die Lotsenstationen sind, welche Beleuchtung oder Beflaggung wir brauchen.
Die „übliche“ Navigation mit der Karte, ist neben Positionseintragungen und Kurs setzen, auch viel mit verschiedenen Rechnungen verbunden. Ich fange jetzt langsam mit der Arbeit mit an dem Radar an.
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Zur Wetterkunde gehört, vor allem der sechs-stündlich zu schickende Wetterbericht. Dieser beinhaltet eigentlich so alles was mit Wetter zu tun hat, vorhandene Wolkenarten, die Berechnung ihrer Höhe, die Berechnung des Taupunktes, dann Seegang, Windrichtung und Stärke, Luftdruck usw. Desweiteren gehört die Interpretation von Wetterkarten dazu. Beides zusammen gibt einem ein 3-dimensionales Bild vom Wetter, seinem Entstehen und seiner Entwicklung. Denn wenn man das Wetter im Überblick, bzw. als Hoch- oder Tiefdruckgebiet und seine vorhergesagte Entwicklung auf der Karte sieht und dann seine einzelne Bestandteile bei der Ausarbeitung des Wetterberichtes bekommt man erst ein richtiges Verständnis für die Vorkommen am Himmel. Der Wetterbericht wird dann an eine Wetterstation geschickt, welche diesen auswertet und aus vielen weiteren, von anderen Schiffen gesendeten Berichten Vorhersagen und Analysen erstellt.
Jeden Tag gibt es eigentlich immer was Neues zu tun und zu lernen. Das Leben an Bord hat zwar gewisse Regeln, aber sicher ist nur das es um 7³°h Frühstück, um 12°°h Mittag- und um 17³°h Abendessen gibt. Aber sonst hängt alles von aktuellen Geschehnissen ab. Besonders im Hafen oder wo viele Häfen aneinander liegen (Asien) wird Schlaf zur Mangelware, besonders wenn man noch an Land gehen möchte.
Aber auch sonst, auf See macht man gerne mal Überstunden, wenn etwas erledigt werden muss. Allerdings sehe ich das nicht als Arbeit im Sinne von Zwang an, sondern habe Freude und Interesse daran. Immerhin ist es die Seefahrt und damit auch die einhergehende Arbeit schon immer mein Gebiet gewesen. Desweiteren ist die Motivation von den Offizieren und der Crew echt spitze. Glück hatten ich und mein Kollege besonders mit dem Kapitän, der zeigt einem viel und kümmert sich sehr engagiert um unsere Ausbildung. Einen großen Energieschub ist es immer, wenn man hört, dass wir die besten Azubis sind die er je hatte, und dass er uns sofort als 3. Offizier nehmen würde, dass unsere Arbeit echt klasse ist, etc.
Die Offiziere sind Russen und die Crew Kiribatis. Die Offiziere werden einerseits vom Kapitän angewiesen uns was bei zu bringen, kommen aber auch selber auf uns zu. Vom Typus her, finde ich sind sie ganz angenehm, weil sie recht schweigsam sein können. Man kann auch mal eine oder zwei Stunden nichts sagen, wenn man mit ihnen arbeitet.
Die Kiribatis sind natürlich ebenfalls klasse, wie eine große Familie. Die halten echt richtig zusammen, da kann sich sogar so mancher Pfadfinderstamm was abschneiden. Uns hat man hier auch schon aufgenommen. Mit den Kiribatis zusammen zu arbeiten und zu leben ist für mich und die erste Zeit auf einem Schiff echt eine große Hilfe, da man noch merkt, dass ihre Herzlichkeit nicht gekünstelt ist. Ausserdem decken sich ihre Ansichten von Höflichkeit und Respekt sehr mit meinen, so dass es eigentlich keine großen Verständigungsprobleme auf kultureller Ebene gibt. Wahnsinn ist aber auch was die alles mit an Bord schleppen, Laptop und Drucker ist ja noch gar nichts. Oft kaufen sie sich dann, wo es extrem billig ist riesige Stereoanlagen, Fernseher und DVD-player und wundern sich dann wie sie es von Bord bekommen, bzw. nach Kiribas. Nachdem es auf meinem alten Deck gebrannt hat, bin ich eins tiefere aufs C-Deck, bzw. Mannschaftsdeck gezogen, hier ist immer was los. ….und sei es das ständig irgendein Wecker geht, weil der Besitzer es nicht schafft den Alarm zu deaktivieren, nach dem er früher aufgestanden ist. Dann klingelt der Wecker eben 10 Minuten und das gleiche Spiel wiederholt sich abends wieder. Aber egal, vieles nehme ich hier sowieso lockerer. Ich bin noch ruhiger geworden, ich kann mich nicht mehr hetzen lassen, nicht mehr richtig aufregen, vieles ist mir gleichgültiger geworden, in Bezug auf plötzlich auftretende Änderungen oder Hindernisse.
Hier gibt es viel zu erleben und zu erfahren, damit auch vieles zu verarbeiten. Vielleicht ist das auch der Grund warum ich in letzter Zeit noch introvertierter geworden bin. Ich muss alles genau aufnehmen und verarbeiten, sonst fehlt nachher was. Das bezieht sich auf die praktische Seite und die geistigen Erfahrungen die man hier macht. Wenn ich dann in meiner Freizeit oft alleine bin, wundert sich mein Kollege was ich denn die ganze Zeit mache. Antworte ich dann: „Ich denke nach.“, guckt er mich nur unverständlich an. Jeder ist halt anders. Ich brauche nach dem Einsammeln der Erlebnisse, ihre Sortierung und genaue Erfassung, damit aus Erlebnissen, Erfahrungen werden können.
Wenn Sturm ist kann ich allerdings nicht so gut nachdenken, weil ich immer aufpassen muss nicht vom Stuhl oder aus dem Bett zu fallen. Am besten ist sich ganz flach hin zu legen, aber oft nützt dies noch nicht mal.
Das war echt klasse, ich musste mich zwar gut festhalten, aber es hat geklappt. Manchmal wird es einem dann bewusst, dass man so eben 240m Stahl über den Ozean manövriert und dass das was mein Gehirn sagt, wie ich das Ruder legen soll, um den Kurs zu halten, direkt auf das Schiff übertragen wird. Ab und zu sieht man dann aber, dass man eigentlich doch nicht so viel zu sagen hat, besonders, wenn große Brecher über das Schiff kommen und ihre Ausläufer als Gischt noch die Brückenfenster erreichen. Das sind faszinierende Momente.
Momente über die man später gerne noch mal bei einer gemütlichen Pfeife und einem Bier nachdenkt. Es gibt überhaupt so viele schöne Situationen. Trotz all der Technik und der Modernisierung der Berufsschiffahrt, manches ändert sich nie. Die Faszination für das Wasser, die Mystik die man empfindet wenn man übers Meer schaut und in der Ferne die Wellen nur noch als aufblitzende Zacken wahr nimmt. Wenn man übers Meer fährt und rundherum nur Wasser sieht, dann werden einem die Geheimnisse bewusst, die diese Welt birgt, Sagen und Geschichten von Seefahrer frührer Zeiten werden einem ins Gedächtnis zurück gerufen.
So stürmisch und tobend die See auch sein kann, so ruhig und idyllisch ist sie manchmal.
In der Karibik, wenn die Sonne untergeht und ihr gegenüber schon der Mond in Begeleitung mit einem herrlichen Sternenhimmel aufkommt und in den letzten Rundungen der Sonne die Umrisse von sich tollenden Delphinen zu sehen sind. Delphine und Wale sind generell dauernde Begleiter des Schiffes. Vor Los Angeles waren es besonders viele. Zunächst hab ich nur eine kleine Horde ganz nah am Schiff springen sehen und vorne am Bug mitschwimmend um sich dann wieder nach hinten fallen zu lassen. Als ich später Wachmann auf der Brücke war, konnte ich hunderte sehen, Backbord von uns war das Wasser am brodeln vor Delphinen. In L.A. ist das aber nicht das einzige Begrüßungskomitee, die Seehunde haben es auch immer sehr wichtig und begrüßen uns. Ich weiß nicht ob es immer wieder andere sind oder ein und der selbe, welcher auf der ersten Tonne im Hafen sitzt und uns zuruft.
Als wir aus San Francisco ausgelaufen sind hat uns eine Herde Buckelwale begleitet und uns ihre wunderschönen Schwanzflossen gezeigt, herrliche Tiere.
Wo ich gerade bei L.A. und San Francisco bin. In L.A. bin das erste mal an Land gegangen. Ich, mein Kollege und ein Matrose, wir haben uns erst mal was durch die Gegend kutschieren lassen, sind dann einkaufen gegangen und Burger essen. Nach ca. 2 Monate mal festen Boden unter den Füßen zu haben und mal was anderes zu sehen, war schon ganz nett. Ein bisschen Abwechslung- und wenn man dann zurück aufs Schiff kommt, ist es doch auch wieder schön. Dann kommen die ganzen Freunde gucken was man gekauft hat, man erzählt ihnen wo man war, was man gemacht hat und geht dann zufrieden auf die Ladungswache. In New York konnte ich auch an Land gehen, zu erst in einen Seemanns-klub, dann in eine riesige Shopping-mall, fast so groß wie das Centro in Oberhausen – na ja nicht ganz so.
Die Leute vom Seemannsklub sind echt klasse, das sind meistens alles Pfarrer, die kümmern sich richtig um einen. Holen einen vom Schiff ab, bringen einen zurück oder wo man hin will. Fragen wie es geht, wo man herkommt, wo die Route des Schiffes lang geht, ob man was besonderes braucht. In San Francisco hoffe ich auch mal an Land zu gehen, die Stadt hat mich alleine schon von der Einfahrt her fasziniert. Ich durfte unter der Golden Gate Bridge her manövrieren. Echt klasse. Da ist ganz schön viel Verkehr, vor dem Bug kreuzen Freizeiboote, Jetskis und Surfer und natürlich andere Berufsschiffe. Auf der einen Seite die Skyline, in der Ferne die Berge und zur anderen Seite ein Fjord- und Scherenlandschaft die mich ein bisschen an Süd-norwegen errinnert. Hier und da mal ein Sandstrand, ein Leuchtfeuer, ein Holzhäuschen, Scheren, kleine Wäldchen. Schwer zu beschreiben, es ist eine sehr vielfältige Landschaft, aber wie gesagt, wenn man Südnorwegen kennt…
Die Einfahrt in LA. gefällt mir auch, man kann viel von der Stadt sehen, die Viertel, die hügeligen Straßen, wo im Film immer die Autos drüber fliegen und man sieht verschiedene schön eingerichtet Marinas, es gibt viel zu sehen. Ein altes Kriegsschiff, eine Feuerschiffstation und viele rustikal-anmutende Schlepper, welche die Hansa Africa durchs Hafenbecken ziehen.
Nach Los Angeles kommt der Panamakanal mit seinen Krokodilen und den ständigen Begleitern an der Westküste, den Pelikanen. Panamakanal heißt immer Stress, das letzte Mal habe ich 20h gearbeitet. Aber es ist auch sehr faszinierend. An den beiden Enden des Kanals sind es zwei, bzw. drei Schleusen in denen das Schiff auf den jeweiligen Wasserspiegel gebracht wird. Dafür kommt extra eine Panamacrew an Bord. Diese Crew holt die Taue, der Loks ein, welche das Schiff durch die Schleusen ziehen, wir bedienen lediglich die Winden. Nach den Schleusen geht’s weiter aus eigener Kraft. Ich find den Weg durch den Panamakanal immer bewundernswert. Kommt man von der Atlantikseite, fährt man nach den Schleusen in ein großes Delta, voll mit anderen Schiffen und ringsherum Berge und Urwald.
Steht man auf dem vorderen Deck, kommt es einem vor als würde man auf einem Floss durch den Urwald fahren, aber schaut man sich um steht man auf einem riesigen Stahlkoloss. Die Größenverhältnisse stimmen irgendwie nicht mehr, das ist ein komisches Gefühl.
Zuletzt lagen wir vor Anker auf der Pazifikseite und ich hatte Deckwache. In der Nacht ist das ein tolles Erlebnis, wenn man seine Runde macht, besonders vorne auf dem focsl’e. Zur einen Seite die Stadt hell beleuchtet, dahinter die Umrisse der tief ins Land gehenden Berge. Auf der anderen Seite der Pazifik unter einer dicken Wolkenschicht aus verschieden Wolkenarten, welche hier und da mal ein paar Sterne oder den gelben Mond hervor lassen.
Zu allen Seiten sieht man Schiffe liegen, ab und zu fängt man Fetzen auf dem VHF auf, Ankerwachen geben Meldungen durch, Matrosen bringen Lotsenleiter aus, usw.
Ganz und gar eine unheimliche Atmosphäre. Das geht bis 5 Uhr, dann kommt die Panamacrew. An der ersten Schleuse graut der Morgen, man hört Vögel zwitschern und sieht das erste&xnbsp; Morgentau auf den Palmen im Sonnenaufgang abperlen.
Auf dem Weg zum Kanal haben wir ein Barbecau gemacht. Bermuda-shortswetter, Sternenklarer Himmel, ein gelber Mond, Countrymusik, Bier und Thunfischsteaks, Kalemares, Schwein, SpareRips usw. Der Kapitän, der Chief Ing. und unser Elektriker saßen mit uns zusammen und haben uns ein paar Geschichten erzählt. Das war auch wieder so eine Situation, wo ich mir denke– andere müssen dafür bezahlen um z.B. auf einem Passagierschiff so was erleben zu können. Ich werde dafür Geld bekommen und ich teile diese Ereignisse mit Freunden, mit anderen Seeleuten.
Der Arbeitsplatz Schiff hat schon seine Vorteile. Morgens wenn ich anfange, sehe ich das Meer, kann es riechen und schmecken, an Land würde ich zur gleichen Zeit vermutlich im Bus mit irgendwelchen Virenschleudern zusammen stehen, im Stau stehen oder sonstiges.Ein Nachteil ist noch, dass man doch manchmal seine Familie und Freunde vermisst. Aber es ist ja nicht für immer.
Nach dem Kanal geht es also die Ostküste hoch, begeleitet von fliegenden Fischen.
Norfolk ist ein besonders bemerkenswerter Ort, die amerikanische Nordatlantikflotte ist dort stationiert. Verrückt, was dort los ist überall Flugzeugträger, U-Boote, Zerstörer, Tender, Kampfflugzeuge, Aufklärer und Hubschrauber, fast wie im Krieg.
Aber New York gefällt mir da besser, auf der langen Kanal fahrt, bis zum Hafen, sieht man echt viel. Parks, Wohnviertel und schließlich in der Ferne Manhatten. Leider ohne die beiden Türme, aber dafür um so prächtiger die Freiheitsstatue und das Empire State Building.
Auf den Gantries (Kräne in den Häfen für die Container) sind amerikanische Flaggen gehisst, fast jeder Truck und jeder Schlepper hat einen patriotischen Slogan.
Von New York geht es jetzt rüber nach Europa. Auf dem Weg dort hin, gibt es viel zu tun. Die Sicherheitseinrichtungen müssen gecheckt werden. Über 12h Arbeit teilweise pro Tag. Aber die Arbeit mit dem 2. Offz. lohnt sich, er zeigt mir während der Wache auch vieles anderes an navigatorischen Dingen. Ab und zu sitze ich dann im Navigatorsessel vor dem Radar und soll alles im Auge behalten, während er seinen Papierkrieg erledigt.
Wenn wir mit Europa fertig sind, wird USA wieder abgeklappert, dann geht’s nach Asien und wieder zurück, dann finito. Asien wird zwar wieder stressig aber mir gefällt es da. Die Einfahrt in Tokyo ist besonders interessant, bei Nacht sieht man dann etliche Riesenräder in allen Farben, wie Kaleidoskope strahlen. Bei Tage kann man die Ausmaße dieser großen Stadt sehen, deren Skyline man in der Nacht bewundern konnte. Mit dem Schiff in einen Hafen einzulaufen ist sowieso ein tolles Gefühl und ein großes Erlebnis. Auf meiner Manöverstation vorne, hört man die Maschine kaum und es ist als würde man sich, hoch erhoben über alles, geräuschlos mit diesem riesigen Stahlkoloss durch das Wasser schieben. Wenn man auf der Brücke ist beim Einlaufen ist es eben so imposant, nur das man da mit seinen Gedanken mehr bei der Arbeit ist. Beim Anlegemanöver schmeiße ich immer die Wurfleine für unsere Springleine, lasse sie ab, und sorge für das Belegen. Als ich sie in Charleston zuletzt geworfen habe, wunderte ich mich kurz danach wieso der Bootsmann und der 3. Offiziere mich so angrinsen. Ich hab dann runter geschaut und gesehen dass ich nur knapp über ein Auto der Hafenarbeiter geworfen hatte, wenn die Affenfaust auf das Dach oder die Scheibe geknallt wäre, ui…dann wäre ich halt einfach in die Maschine abgehauen.
Die Maschine ist auch so was, eine Labyrinth aus etlichen Rohrleitungen, Aggregaten, Ventilen und verschiedenen Apparaturen, was sich über drei Decks verteilt. Um uns einen kleinen Überblick zu geben ist der Chief Ing. den Pazifik über, abends mit uns in die Maschine runter gegangen um uns die verschiedenen Systeme und Rohrleitungen zu erklären.
Das war recht hilfreich um wenigstens den Anfang eines Überblickes zu bekommen.
Die Atlantiküberfahrt ist jetzt vorbei, anfangs etwas stürmisch, aber jetzt im Kanal ist es schön ruhig, ein sonniger Herbsttag auf dem Atlantik.
So weiter geht’s wenn ich zurück komme….
Bericht von sammler, Frederik Ch. Euskirchen, fahrtenschaft polaris, (c) 2003
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